Mischfrankatur Hannover mit den Niederlanden
Postgeschichtliche Einführung:
Zum 01. Januar 1854 trat der Postvertrag zwischen Hannover und den Niederlanden in Kraft. Hierbei wurde ein Sondertarif für den ersten bzw. zweiten Rayon der Niederlande vereinbart. Der entsprechende niederländische Portoanteil betrug 5 bzw. 10 Cents, umgerechnet 2/3 bzw. 1 1/3 Gutegroschen in hannoverscher Währung. Dies hätte kurioserweise zu einer Mischfrankatur von Marken in Silber- und Gutegroschen-Währung seitens Hannover bedeutet, wenn es diese Marken zu 2/3 bzw 1 1/3 Ggr. denn gegeben hätte. Stattdessen gab es bis zur Währungsreform 1858 nur die Inlandsmarken zu 1 Gutegroschen. Deswegen wurde in der Regel der hannoversche Portoanteil in Marken der Silbergroschen-Währung ausgedrückt und der niederländische Portoanteil bar in Gutegroschen bezahlt, auf dem entsprechendem Brief vorderseitig notiert und in den Niederlanden in Cents „umgerötelt“. In wenigen Ausnahmen sind aber auch Doppelfrankaturen mit niederländischen Marken bekannt. Hierfür musste der Absender in Hannover die ausländischen Marken vorrätig haben. Nur wenige Belege sind bekannt geworden. Eine fantastische Dokumentation bietet Band II der zweibändigen Dokumentation der Hannover-Sammlung von John Boker Jr., herausgegeben vom Auktionshaus Köhler. Hier finden sich gleich drei Belege (alles Briefvorderseiten!) auf einer Doppelseite. Das herausragende Stück aus diesem Trio wird nun gemeinsam mit einem Ersttagsbrief zum Postvertrag angeboten und unter neuen Gesichtspunkten gewürdigt.
Der Ersttagsbrief:
1851, 1/30 Thaler=1 Silbergroschen schwarz auf rosa, verwendet auf Faltbriefhülle von Leer den Niederlanden („en Holland“). Marke entwertet mit Doppelkreisstempel „LEER 2 / 1“ dieser nochmals als Aufgabe stempel nebengesetzt, sowie Nebenstempel „FRANCO“ als Zeichen der vollständigen Frankierung. Unter der Marke findet sich mit Rötel eine „10“ entsprechend dem bar bezahlten Weiterfranko von 1 1/3 hannoverschen Gutegroschen, entsprechend den angezeigten 10 Cents in holländischer Währung. Rückseitig abgeschlagen der Ankunftsstempel "4/1 1854", somit der Beleg eindeutig aus 1854 stammend. Die Marke ist farbfrisch, allseits breitrandig geschnitten und einwandfrei erhalten.
Der 02. Januar 1854 war ein Montag, der Postvertrag mit den Niederlanden trat tags zuvor, einem Sonntag, offiziell in Kraft. Somit stellt dieser Beleg den Ersttagsbrief dieser Verwendung bei der Auslandspost dar. Der Brief ist vollständig frankiert, der hannoversche Anteil mit der Marke ausgedrückt, der niederländische Anteil in Gutegroschen bar frankiert und mit 10 niederländische Cents in Rötel notiert. Als Ersttagsbrief eine hervorragende Seltenheit.
Mi.-Nr 3a
Die Mischfrankatur:
1855, Hannover 1/10 Thaler=3 Silbergroschen schwarz auf orangegelbem Netzwerk, zusammen mit 1852, Niederlande 10x 5 Cents auf großer Briefvorderseite von Leer nach Groningen in den Niederlanden. Alle Marken sind jeweils einzeln entwertet mit Doppelkreisstempel „LEER 11/12“ sowie dieser einmal als Aufgabestempel nebengesetzt. Privater Absenderstempel ebenfalls aus Leer. Der Beleg zeigt inklusive der Marken keine einwandfreie Erhaltung, das Schnittbild der Marken ist unterschiedlich, der Beleg zeigt noch ursprüngliche Patina.
Zur Portoerklärung: Die Gebühr von Leer bis zur Grenze betrug 1 Silbergroschen für einen einfachen Brief, der niederländische Anteil bis Groningen betrug im 1. Rayon 2/3 Ggr entsprechend 5 Cents. Da auf der Briefvorderseite 10x 5 Cents verklebt sind, muss der hannoversche Anteil mindestens 10x 1 Silbergroschen betragen haben. Es fehlen also noch hannoversche Marken in der Höhe von mindestens 7 Silbergroschen. Diese restliche Frankatur wird sich auf anderen Teilen der ursprünglichen Briefhülle befunden haben. Aber auch so stellt dieser Beleg eine Ausnahmefrankatur der klassischen Philatelie weltweit dar: Länder-Mischfrankaturen (nicht zu verwechseln z.B. mit den viel häufigeren Postvereins-Mis
Meer tonen